Strategietagung zum "Hochschulfreiheitsgesetz" und zur Ökonomisierung der Hochschule
vom thomas molck
In einer gut besuchten Strategietagung beschäftigten sich Studierende und Lehrende am 23.10.2006 mit dem
neu geplanten 'Hochschulfreiheitsgesetz' und der Ökonomisierung der Hochschule. Dabei berichteten
Studierende des Fachbereiches gleich zu Beginn von Protestaktionen gegen Studiengebühren und das 'Hochschulfreiheitsgesetz', das in dieser Woche im Landtag verabschiedet werden
soll. Hierzu findet am Mittwoch, den 25.10. um 12 Uhr eine Demonstration ab dem Düsseldorfer
Hauptbahnhof statt.
Die Demonstration reiht sich ein in verschiedene Protestaktionen die untern anderem von den
Studierenden der Fachhochschule ausgehen, wie zum Beispiel auch ein Protestcamp von Dienstag, den 24.10.
bis zur dritten Lesung des Gesetzes am Donnerstag, den 26.10.
Nach diesem politisch-praktischen Einstieg informierten Prof. Dr. Peter Bünder (Fachbereich Sozial- und
Kulturwissenschaften), Dr. Ruth Seidl (Landtagsabgeordnete für Bündnis 90/Die Grünen), Torsten Bultmann (Bund demokratischer Wissenschaftl.) und
Alexander Katzer (freier zusammenschluß von studentInnenschaften) über die aktuellen
Entwicklungen in der Ökonomisierung der Hochschulen.
Prof. Dr. Peter Bünder berichtete, dass die 'Freiheit' des neuen Gesetzes vor allem bedeutet, dass
Demokratie in der Hochschule abgebaut wird. Eine zentrale Rolle spielt dabei zukünftig der Hochschulrat,
in dem die Mehrheit aus Externen bestehen muss. Der Hochschulrat wählt dann das Präsdium, wo
zukünftig alle Fäden zusammenlaufen. Der Einfluss des von allen Hochschulangehörigen
gewählten Senates geht deutlich zurück. Ähnlich sieht es im Fachbereich aus.
Prof. Dr. Wolfgang Dreßen ergänzte in der Moderation, das sich z.b. an der Ludwig
Maximilian Universität München der Hochschulrat mehrheitlich aus Vorstandsmitgliedern
von Großunternehmen zusammensetzt.
Dr. Ruth Seidl kritisierte das neue 'Hochschulfreiheitsgesetz' ebenfalls, auch weil
die Einwände aus den Hochschulen von der Landesregierung nicht berücksichtigt wurden und weil mit diesem
Gesetz die Hochschulen ihrer Verantwortung in der Gesellschaft nicht sinnvoll gerecht werden können.
Bündnis 90/ Die Grünen
schlagen eine andere Machtverteilung zwischen Hochschule und Hochschulrat vor, in der der Hochschulrat
mehr eine beratende Funktion hat.
Torsten Bultmann wies darauf hin, dass nach den Veränderungen infolge des Bologna-Prozesses zukünftig vor allem die Zahl der erfolgreichen AbsolventInnen ein Indikator
für zusätzliche Mittel für die Hochschule ist. Auch damit treten andere Kriterien der Qualität an der
Hochschule - auch im Zusammenhang mit der Verantwortung der Hochschulen in der Gesellschaft - in den
Hintergrund.
Im Bezug auf die neuen Bachelor- und Master-Studiengänge wies er darauf hin, dass
diese kaum nachgefragt wurden, solange sie neben den traditionellen Studiengängen
standen. Daher wurde der Wettbewerb der Studienabschlüsse zwischen den traditionellen Abschlüssen und
den Bachelor- und Master-Abschlüssen abgeschafft
und die Bachelor- und Master-Studiengänge wurden obligatorisch.
Alexander Katzer begrüßte die Auseinandersetzung mit dem Bologna-Prozess und dem
'Hochschulfreiheitsgesetz' in einer öffentlichen
Strategietagung, das gäbe es an anderen Hochschulen nur selten.
Er führte weiter aus, dass die Begriffe Bachelor- und Master in den Bologna Deklarationen
gar nicht auftauchen. Aber dem Wissenschaftsrat ginge es schon lange darum, ein möglichst
kurzes Massenstudium und ein darauf aufbauendes Elitestudium für Wenige einzurichten.
Auch die Beteiligung der Studierenden an der Entwicklung der neuen Studiengänge werde gerade dadurch
erschwert, weil sie dem Anspruch des schnellen Studierens widerspricht. Ebenso werden mit
Studiengebühren Studierende neben dem Studium noch mehr arbeiten müssen, was die Beteiligung dann noch
mehr beeinträchtigt.
Auch in der Diskussion hoben Lehrende und Studierende die Gefahren des neuen
'Hochschulfreiheitsgesetzes' hervor und forderten, weiterhin politisch geben das Gesetz und die damit
einhergehenden Prozesse der Ökonomisierung und Entdemokratisierung der Hochschule vorzugehen. Die
Diskussion wird im Fachbereich fortgeführt.
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