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FH D

Fachhochschule Düsseldorf
University of Applied Sciences

FB 6

Fachbereich Sozial-
und Kulturwissenschaften

FORSCHUNGSPROJEKT

Schwacher Schulabschluss – und dennoch rascher Übergang in Berufsausbildung?
Einflussfaktoren auf die Übergangsprozesse von Hauptschulabsolventen mit Konsequenzen für deren weitere Bildungswege

PROJEKTBESCHREIBUNG

Hintergrund

Trotz steigender Studierendenzahlen ist eine duale Berufsausbildung für die meisten jungen Menschen in Deutschland immer noch der „Königsweg“ zu einem Berufsabschluss. Deshalb stimmt es kritisch, dass auch wieder zu Ausbildungsbeginn 2013 die Ausbildungsbetriebsquote mit rund 21 % einen neuen historischen Tiefstand erreicht hat. Doch nicht nur aktuell, sondern meistens in den letzten über 40 Jahren, seitdem es die duale Berufsausbildung in der gegenwärtigen institutionellen Verfasstheit gibt, sind die Ausbildungsmarktstatistiken zu Ungunsten der Jugendlichen ausgefallen, weil betriebliche Ausbildungsplätze für sie fehlten. Davon betroffen sind vor allem junge Menschen mit oder ohne Hauptschulabschluss. Ihnen wird mangelnde Ausbildungsreife zugeschrieben mit der Konsequenz, dass die meisten von ihnen in eine teilqualifizierende Maßnahme im Übergang zwischen Schule und Beruf vermittelt werden, um ihre Kompetenzen zu verbessern. Dass die Ursachen für die Ausbildungslosigkeit junger Menschen auch in dem marktwirtschaftlich gesteuerten Zugang zu einer Ausbildung zu suchen sind, wird in den bildungspolitischen Debatten kaum problematisiert, um die duale Berufsausbildung nicht grundlegend in Frage zu stellen und entsprechende Reformbedarfe einzufordern.

Forschungsfrage

Ausgangspunkte für die vorliegende Studie waren aktuelle Forschungsergebnisse aus der Schweiz (Sandra Buchholz, Christian Imdorf, Sandra Hupka-Brunner und Hans-Peter Blossfeld 2012) sowie aus dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn (Verena Eberhard, Joachim Gerd Ulrich 2011, 2012, 2013). Sie verweisen darauf, dass weniger die individuellen Ausbildungsvoraussetzungen der Jugendlichen, sondern vor allem die Bedingungen auf den regionalen Ausbildungsmärkten bedeutsame Einflussfaktoren dafür sind, ob sie bei ihrer Ausbildungsplatzsuche erfolgreich sind oder nicht und deshalb in den Übergangsbereich münden, der auch kritisch als „Warteschleife“ bezeichnet wird.

In unserer Untersuchung haben wir zwei Forschungsfragen verfolgt:

  1. Zum einen interessierte uns, welche Einflussfaktoren bei HauptschulabsolventInnen mit schlechteren Schulleistungen dafür ausschlaggebend sind, dass ihnen die Aufnahme einer Berufsausbildung unmittelbar nach Schulende gelingt.
  2. Zum anderen fragten wir nach den Konsequenzen, die sich aus dem Besuch einer Maßnahme im Übergangsbereich für die Jugendlichen ergeben, denen die unverzögerte Aufnahme einer Berufsausbildung nach ihrem Hauptschulbesuch nicht gelungen ist.

Methodischen Vorgehen

Für unsere Untersuchung haben wir standardisiert erfragte, bildungsbiografische Schilderungen von insgesamt 174 HauptschulabsolventInnen mit schlechteren Schulleistungen ausgewertet. Die Jugendlichen wurden nach ihrem jeweils erreichten Hauptschulabschluss und ihren Schulnoten in Deutsch und Mathematik (nicht besser als befriedigend) in statistischen Zwillingen zusammengeführt. Obwohl alle Jugendlichen direkt nach Verlassen der Hauptschule eine duale Berufsausbildung angestrebt hatten, war dies nur einem der Zwillinge gelungen, während der andere mit diesem Anliegen gescheitert ist. Die Zwillingspaare haben wir aus den Daten der repräsentativen BIBB-Übergangsstudie gebildet, in der 2011 über 5.500 junge Menschen zu ihren Bildungsbiografien befragt wurden.

Ergebnisse

Zur ersten Forschungsfrage haben sich in den von uns angestellten, multivariaten statistischen Auswertungen die folgenden Faktoren als einflussreich dafür erwiesen, ob es jungen Menschen mit einem schlechteren Hauptschulabschluss gelingt, unmittelbar nach Verlassen der Schule eine Berufsausbildung aufzunehmen: Vor allem ist das in der Region vorhandene Angebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen entscheidend, so dass sich auch in unserer Studie die bereits vorliegenden Forschungsergebnisse bestätigt haben. Daneben begünstigen auch eine geringe Schulaffinität der Jugendlichen, ein bestimmtes Maß an erkennbaren personalen und sozialen Kompetenzen (nachgewiesen durch die Tätigkeit als Klassen- bzw. Schulsprecher/in), kein Migrationshintergrund und ein eher geringes regionales Angebot im Übergangsbereich die unmittelbare Aufnahme einer Berufsausbildung nach Schulende.

Bezogen auf unsere zweite Forschungsfrage nach den Konsequenzen, die sich für die weiteren Bildungswege der jungen Menschen ergeben, denen die unmittelbare Aufnahme einer Berufsausbildung nach ihrem Schulabschluss nicht gelungen ist, haben sich die folgenden kritisch stimmenden Ergebnisse herausgestellt: Der verzögerte Übergang in eine Berufsausbildung erhöht deutlich das Risiko, dass die Jugendlichen trotz ihrer erklärten Ausbildungsabsicht nach Verlassen der Hauptschule gar keine Berufsausbildung aufnehmen, ihre Ausbildung abbrechen oder keinen Berufsabschluss erreichen.

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KOOPERATIONSPARTNER

Joachim Gerd Ulrich, Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Bonn

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