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„Stiller Raum – Starke Gefühle“
Studierende präsentieren eine Fotoausstellung über Düsseldorfs Friedhöfe
von Simone Fischer
„Wer sind wir? Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Was erwarten wir? Was erwartet uns? (...) Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen.“, heißt es nach dem Grundsatz von Ernst Bloch in seinem Werk „Das Prinzip Hoffnung“. Hoffnungsvoll, nachdenklich und mythisch zugleich mutet vor diesem Hintergrund die Ausstellung „Stiller Raum – Starke Gefühle“ an. Mitten im Raum ist ein schlichter Holzsarg platziert. Drum herum finden sich Darstellungen der Düsseldorfer Trauerkultur.
Insgesamt rund 60 Studierende des Fachbereichs Sozial- und Kulturwissenschaften haben unter Leitung von Alexandra Höner, Fotografin und Lehrbeauftragte, dazu Details der Düsseldorfer Friedhöfe aufgenommen und fotografisch in Szene gerückt. Über zwei Semester hinweg haben sie sich mit jenen verborgenen Orten auseinandergesetzt. Zunächst ging es um die inhaltliche Aufbereitung des Thema und die Fotos, bevor im Folgesemester gezielt Bilder ausgewählt und bearbeitet wurden, um sie schließlich in einer Ausstellung zu präsentieren. Das Ergebnis lässt sich nun bis zum 22. Juni in der „fifty-fifty-Galerie“ betrachten: 13 Objekte, die sich aus verschiedenen Einzelfotografien zusammensetzen, füllen die Galerie mit einer besonderen Atmosphäre.
Trauer und Schmerz, Melancholie aber auch Zuversicht und Hoffnung hüllen den Betrachter ein. So zeigen die Studierenden beispielsweise in drei Bildern eine Person – vermutlich auf dem Weg zu einem Grab. Durch die unterschiedliche Distanz scheint die Person immer näher zu kommen. Die Bilder wirken grau in grau, trostlos und trist. Lediglich der rote Regenschirm verleiht den Fotografien eine Emotion. Wie ein schreiender Schmerz zerreist er die Stille. In Anlehnung an Bloch sind darunter ebenfalls drei schwarz-weiß-Aufnahmen zu sehen. Doch im Gegensatz zur darüber hängenden Serie, entfernt sich die Person von dem Ort und hält leise hoffnungsvoll einen grünen Schirm gespannt.
Durch die verschiedenen Blickwinkel ist es den Studierenden gelungen, ein schweres Thema sensibel, poetisch und realistisch zugleich zu beleuchten. Denn eines wird deutlich, der Tod gehört zum Leben. Symbole, Mystik, Kreuze, Grableuchten, Kindergräber und auch der Tierfriedhof sind im Fokus der jungen Fotografen. Die professionellen Techniken, die die Dozentin ihnen dabei vermittelt hat, kommen dabei deutlich zum Ausdruck. So hat sich ein Student nachts auf den Friedhof gewagt und Langzeitbelichtungsaufnahmen gemacht. Seine Bilder zeigen ein ungewöhnliches Himmelsleuchten, während fast alles andere dunkel wird und in eine unheimliche Stimmung sinkt. Konträr dazu wirkt die Collage verschiedener Inschriften geradezu farbenfroh und liebvoll-sinnlich, während die fünfteilige Fotoserie „Durchblick“ einen stark transzendenten Charakter hat. Die Studierenden haben dazu durch Löcher an verschiedenen Grabsteinen fotografiert. Was dahinter steckt hat mehr einen symbolischen als bildnerischen Gehalt: „Die Perspektive ist zukunftsweisend besetzt, ein Wegweiser auf das ‚Leben’ nach dem Tod“, erläutert Alexandra Hörner.
Einen beklemmenden Eindruck hinterlässt die neunteilige schwarz-weiß Serie „Krematorium“. Nüchtern gibt sie Einblicke in das Krematorium am Stoffeler Friedhof. Der detaillierte Einfang einer heruntergefallenen Nelke auf dem Flur verrät, dass erst eben ein geschmückter Sarg vorbeigeschoben sein worden muss. Das zurückgebliebene Kreuz, abgelegt auf einem Aschenbecher, das Kehrblech, der Besen – sie alle sind Indizien für eine begrenzte Lebenszeit.
Die Ausstellung geht noch bis zum 22. Juni
fifty-fifty-Galerie
Jägerstraße 15
Öffnungszeiten: montages bis samstags 14 – 17 Uhr
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