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Preisgekrönte Filmregisseurin zu Gast an der FH D
Margarethe von Trotta: „Eigentlich wollte ich schon immer mehr wissen, als ich als Schauspielerin hätte wissen müssen, (...)“
von Simone Fischer
Margarethe von Trotta gilt international als eine der wichtigsten deutschen Regisseurinnen. Interessierte aus der Hochschule, der Stadt und Region nutzten am 18. Juni im Multimediasaal die Möglichkeit, mit der erfahrenen Filmemacherin persönlich ins Gespräch zu kommen. Innerhalb des fächerübergreifenden Seminars „Geschichte und Theorie des deutschen Films“ am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften unter Leitung von Prof. Dr. Gisela Losseff-Tillmanns und Prof. Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW, ist es den beiden Lehrenden gelungen, die in Paris lebende Erfolgsregisseurin an die FH D einzuladen.
Mit gewohnt trockenem Humor stellte sich Margarethe von Trotta den Fragen ihres Auditoriums. So war für einige Besucher beispielsweise neu, dass sie in Stuttgart auch schon Alban Bergs Oper „Lulu“ inszeniert hat. Ob sie noch eine weitere Oper auf die Bühne bringen würde? „Och, ja, vielleicht“, sagt sie, bevor „La Traviata“ begeistert aus ihr heraussprudelt. Margarethe von Trotta gehört zu den ersten Frauen, die den deutschen Autorenfilm prägten. Ihre bislang 19 Filme sind vielfach preisgekrönt. Ihr großes Thema sind Frauenschicksale – zum Beispiel ihr Film über Rosa Luxemburg, der das Leben und die Kämpfe der politischen Autorin, Rednerin und Führerin der deutschen Sozialdemokratie und des revolutionären Spartakusbunds zeigt. „Die deutsche Geschichte im Film und starke Frauencharaktere waren für mich immer herausfordernd“, erklärt sie dem Publikum. Bevor die gebürtige Berlinerin sich für die Arbeit hinter der Kamera entschied, spielte sie unter anderen in Filmen ihres späteren Mannes Volker Schlöndorff. „Eigentlich wollte ich schon immer mehr wissen, als ich als Schauspielerin hätte wissen müssen, von der Beleuchtung bis hin zur lichttechnischen Ausgestaltung“, teilt die Drehbuchautorin mit. Selbstverständlich, ganz so wie wir sie kennen, die Regisseurin, die sich nie angepasst hat, sondern stets ihren eigenen Stil konsequent verfolgt hat, erzählt sie, wie schwierig es gewesen sei, sich mit Beginn des ersten Films, damals noch in Kooperation mit Schlöndorff, sich als eigenständige Regisseurin zu behaupten. Derzeit arbeitet Margarethe von Trotta an einem biografischen Film über Hannah Arend. Ihr außergewöhnlich sensibler Focus auf starke, eigenständig politisch und intellektuell denkende und handelnde Frauen, zieht sich wie ein starkes rotes Tau durch von Trottas Biografie. Umso mehr überraschte sie ihre zahlreichen Gesprächspartner mit einem Krimi: „Ach ja, der Tatort“, kommentiert sie die Frage von Prof. Michael Schmid-Ospach, „der wird am 30. September ausgestrahlt“.
Im Anschluss an das öffentliche Gespräch präsentierte der Fachbereich ihren Film über „Rosa Luxemburg“. Der Film sucht nach den utopischen Versprechen einer Frau, die für die einen die „blutige Rosa“, für die anderen eine politische Ikone war. Vor dem Hintergrund der nur angedeuteten politischen Ereignisse in den Jahren 1905 bis 1919 zeigt Margarethe von Trotta [www] in ihrer Filmbiografie über Rosa Luxemburg eine eigenwillige und sowohl in der Politik als auch im Privaten kompromisslose Intellektuelle, die in ihren Reden und Zeitungsartikeln leidenschaftlich gegen den Krieg plädiert und sich von einer sozialistischen Revolution nach dem Vorbild der Oktoberrevolution in Russland eine humanere Welt verspricht.
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