Archiv der Webseite des Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften 2004 bis Mai 2015

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FH D

Fachhochschule Düsseldorf
University of Applied Sciences

FB 6

Fachbereich Sozial-
und Kulturwissenschaften

01.02.2012






Beeindruckender Film “Düsseldorf – Theresienstadt: 50 Reichsmark” mit anschließender Diskussion zur geplanten „Gedenkstätte Campus Derendorf“ am 26.1.2012

von Johannes Zender

Zur Präsentation des Dokumentarfilms „Düsseldorf – Theresienstadt: 50 Reichsmark“ konnte Adelheid Schmitz, die neue Präsidiumsbeauftragte für die „Gedenkstätte Campus Derendorf“ am 26.1.2012 rund 70 Gäste begrüßen. Neben Lehrenden verschiedener Fachbereiche, MitarbeiterInnen und Studierenden waren auch Vertreter der jüdischen Gemeinde Düsseldorf, der christlich-jüdischen Gesellschaft und interessierte Menschen aus anderen Institutionen und Gesellschaftsbereichen der Einladung in den Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften gefolgt.

Der beeindruckende Film der Düsseldorfer Regisseurin Renate Günther-Greene dokumentiert den Abriss des Güterbahnhofs Derendorf 2007 und schildert die denkwürdige Geschichte dieses Bahnhofs und des angrenzenden Schlachthofgeländes in der NS-Zeit. Hier war ab 1941 die Sammelstelle für mehr als 6.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus Düsseldorf und dem Umland, bevor sie vom Bahnhof Derendorf deportiert wurden. In die ehemalige Viehhalle auf dem Schlachthofgelände wird 2014 die Bibliothek und der Campus-IT der Fachhochschule Düsseldorf umziehen. Vielen Teilnehmenden wurde durch diese Dokumentation die besondere historische Bedeutung des neuen FH-Campus deutlich. Bisher ist im Souterrain der „Alten Viehhalle“ ein Raum für eine Gedenkstätte mit Ausstellung vorgesehen. Da nun ein Konzept für den Gedenkort entwickelt werden soll, hatte Adelheid Schmitz zu dieser ersten Informations- und Diskussionsveranstaltung eingeladen. In ihrer Einführung betonte sie, dass sich im Vorfeld gerade der ASTA der FH schon besonders um eine würdige Form des Gedenkens bemüht habe. Nur so sei verhindert worden, dass in der ehemaligen Viehhalle die Mensa eingerichtet werde.

Bei der anschließenden Diskussion schilderte Renate Günther-Greene, wie der Film entstanden ist und dass es kein anderes filmisches Dokument gebe, das den Abriss des Derendorfer Güterbahnhofs 2007 festhalte. Darüber hinaus hat sie sich auf Spurensuche begeben und zeigt anhand von Originaldokumenten, Zitaten aus dem autobiografischen Buch von Hilde Sherman-Zander sowie durch Zeitzeugen-Interviews mit welcher Akribie die Deportationen durchgeführt wurden. Für Renate Günther-Greene stehen die Bilder der Abrissarbeiten symbolhaft für den erzwungenen Abbruch der Lebensläufe durch die Deportationen, die nur wenige Menschen überlebten. Aktuelle Aufnahmen des Verfalls der „Alten Viehhalle“ rücken aber auch ins Bewusstsein, wie bis heute mit diesem denkwürdigen Ort umgegangen wurde. Bisher erinnert nämlich nur eine fast unsichtbare Gedenktafel an die damaligen Verbrechen. Im April 2012 soll am Derendorfer Güterbahnhof ein Denkmal aufgestellt werden.

Für die geplante „Gedenkstätte Campus Derendorf“ stellte Adelheid Schmitz erste Überlegungen und konzeptionelle Ideen vor. Die Diplom-Sozialpädagogin und langjährige wissenschaftliche Mitarbeiterin am „Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus und Neonazismus“ der FH Düsseldorf besitzt vielfältige Erfahrung in historisch-politischer Bildungsarbeit. Sie schlägt neben einem Ort des Gedenkens und der Information auch einen Lernort vor, der es ermöglicht, sich mit den Folgen der NS-Vergangenheit und auch aktuellen Formen der Ausgrenzung, des Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus auseinanderzusetzen. In der regen Diskussion wurden auch einige bisher offene Fragen und Herausforderungen wie etwa die Raumbelegung oder die Finanzierung des Gedenkortes problematisiert.
Insgesamt wurden an diesem Abend zahlreiche Ideen vorgestellt und erörtert, die den engagierten Anspruch aller Mitwirkenden verdeutlicht, die „Gedenkstätte Campus Derendorf“ zu einem lebendigen Ort des zeitgemäßen Gedenkens und Austausches werden zu lassen, der Erinnerung wachhält und den Aktualitätsbezug historisch-politischer Bildung betont.

schwarz weißes Filmplakat