Archiv der Webseite des Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften 2004 bis Mai 2015

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FH D

Fachhochschule Düsseldorf
University of Applied Sciences

FB 6

Fachbereich Sozial-
und Kulturwissenschaften

24.01.2013

Mehrere Personen stehen vor einer aufgehängten Wandzeitung und diskutieren. Eine Frau scheint das Plakat zu erläutern.

Studierende präsentieren Seminarergebnisse im Rather Familienzentrum

Der Sozialraum rückte in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus der Sozialen Arbeit. Sozialraumorientierung als Maxime sozialarbeiterischer Projekte und Aktivitäten einerseits und Sozialraumanalyse als methodisches Werkzeug zur Feststellung von spezifischen Notlagen und Problemstrukturen, aber von Bedürfnissen und Ressourcen andererseits sind zwei Schlagworte, die unmittelbar mit dieser Entwicklung verknüpft sind.

Auch für den in jüngster Zeit prominenter werdenden Bereich der Kindheitspädagogik und Familienbildung wird der Sozialraum, der nicht deckungsgleich mit Stadtteilgrenzen ist und sich im Wechselspiel zwischen Bewohnern und Infrastruktur fortlaufend verändert, für die Konzeptentwicklung und -umsetzung immer wichtiger. Entsprechend dieses dynamischen Verständnisses nimmt die Sozialraumanalyse nicht nur infrastrukturelle Aspekte wie die Versorgung mit Einrichtungen und die Angebotsstruktur vor Ort, sondern gerade auch das subjektive Erleben von und Aufwachsen unter sozialräumlichen Bedingungen in den Blick.

Um Studierende mit den Methoden der Sozialraumanalyse praxisnah vertraut zu machen, boten Prof. Dr. Ulrich Deinet, Heike Gumz und Monika Reckmann für das Wintersemester 2012/13 das Seminar „Kindheit und Familie im Sozialraum“ an. 45 Studierende des Studiengangs „Pädagogik der Kindheit und Familienbildung“ nahmen daran teil. In 16 Gruppen zu jeweils 2-3 Studierenden unternahmen die Drittsemester im Oktober 2012 zunächst einige Exkursionen durch den Stadtteil Rath. Aus den Eindrücken der Erkundungsgänge entwickelten sie Fragestellungen und Forschungsdesigns für ihr Gruppenprojekt, für das sie anschließend Daten im Feld erhoben und auswerteten.

Am 22. Januar stellten die Gruppen ihre Ergebnisse im Rather Familienzentrum vor. Die Themen reichten von Frühen Hilfen über Jugendliche im öffentlichen Raum bis zur Seniorenarbeit, die eingesetzten Methoden reichten von Fragebögen über Fotodokumentationen bis zu Experteninterviews. Die öffentliche Vorstellung und Diskussion der Feldarbeit eröffnete für die Praxis die Chance, einen „Blick von außen“ einzufangen und für die eigene Arbeit nutzbar zu machen. Und so fanden sich im Familienzentrum nicht wenige Stadtteilakteure ein, um den Vorträgen zuzuhören und sich anschließend mit den Studierenden, die außerdem Posterpräsentationen vorbereitet hatten, auszutauschen. Das Rather Familienzentrum ist ein Kooperationsprojekt des katholischen Kirchengemeindeverbandes Mörsenbroich/Rath, des ASG Bildungsforums, des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer e.V. sowie des Caritasverbandes Düsseldorf, das als Anlaufstelle für Familien im Stadtteil Hilfe und Unterstützung bei Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsaufgaben anbietet.

Für Monika Reckmann, die in ihrer Doppelfunktion als langjährige Lehrbeauftragte des Fachbereichs Sozial- und Kulturwissenschaften und Leiterin des Rather Familienzentrums auch die Funktion einer „Türöffnerin“ erfüllte, liegt der Mehrwert eines solchen in der Praxis eingelagerten Erprobens sozialräumlicher Methoden darin, eine Brücke zwischen gelebter Praxis und gelehrter Theorie zu schlagen und Begriffe wie Kooperationen und Netzwerke für Studierende erlebbar und greifbar zu machen. Prof. Dr. Ulrich Deinet ergänzte, dass die Studierenden in solchen Projekten, wie er sie auch schon in Hilden oder Haan durchgeführt hat, ein Gespür dafür entwickeln können, welche Schlüsselpersonen in einem Stadtteil aktiv und wichtig sind, wie heterogen die Sozial- und Interessensstrukturen dort sein können und welche unterschiedlichen lebensweltlichen Entwürfe im Sozialraum nebeneinander existieren.


In einem großen Raum im Familienzentrum Rath sind alle Plätze belegt: die Studierenden hören einen Vortrag zum Thema offene Hilfen, im Hintergrund ist eine Leinwand mit aufgelegter Präsentation zu sehen.
Detailbild einer Wandzeitung zur Situation der Lebensumwelt von Kindern. Diese wird anhand von Fotos und kurzen Texten auf dem Plakat dargestellt.