Archiv der Webseite des Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften 2004 bis Mai 2015

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FH D

Fachhochschule Düsseldorf
University of Applied Sciences

FB 6

Fachbereich Sozial-
und Kulturwissenschaften

11.03.2015







Befragung von Jugendlichen in der Leonberger Shopping Mall im Rahmen des Forschungsprojekts: „Chillen“ in der Shopping Mall - neue Aneignungsformen von Jugendlichen in halböffentlichen, kommerziell definierten Räumen

Warum ist Leonberg bei Stuttgart so interessant?

Leonberg mit seinen ca. 45.000 Einwohner/-innen ist ein Mittelzentrum in der Nähe von Stuttgart. Die Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern, dem Schloss und dem historischen Markt ist für die Jugendlichen nicht annährend so interessant wie das Einkaufszentrum als künstliche Stadtmitte zwischen zwei beiden früher selbstständigen Stadtteilen. Dort wurde nach der Fusion zur neuen Stadt Leonberg im Rahmen der Kommunalreform 1973 das „Leo-Center“ eröffnet. Es fungiert als überdachter Marktplatz und ist die neue Mitte der Stadt geworden
Seit 1998 arbeitet dort auch schon die aufsuchenden Jugendarbeit in Leonberg und hat dort ein eigenes Angebotsformat entwickelt, dass sehr selten ist (vgl. Beitrag sozialraum)
Jeden zweiten Mittwoch im Monat kommen zwei Mitarbeiter der Mobilen Jugendarbeit mit einem Angebot für Jugendliche in das Leo-Center: „Leo-Action“ richtet sich mit Angeboten wie Kickern oder (nicht alkoholische) Cocktails-Mixen eher an jüngere Jugendliche, während „Leo-Chill“ hingegen die Bedürfnisse der älteren Jugendlichen nach „Chillen“ abdeckt. Dass ein derartiges Projekt in enger Zusammenarbeit zwischen Centermanagement, dem Träger der Mobilen Jugendarbeit (Waldhaus e.V.) und dem örtlichem Jugendamt stattfindet, ist ebenso sehr erstaunlich und scheint damit auch in Deutschland auch einmalig zu sein.
In den beiden anderen untersuchten Malls aber auch auf der Grundlage einer bundesweiten Recherche kann man eher von einer gewissen Distanz zwischen den Betreibern von Malls und Jugendhilfeträgern sprechen, gemeinsame Angebote sind nicht zu finden.

Auf der Grundlage von bereits telefonisch durchgeführten Interviews mit einigen örtlichen Protagonisten und den beiden Sozialarbeitenden vor Ort fand deshalb im Februar dieses Jahres ein Forschungsaufenthalt des Teams der Forschungsstelle FSPE (Sophie Thomas, David Gilles ) in Leonberg statt, bei dem im Rahmen der Angebote vor Ort („Leo-Chill“) Jugendliche mit Fragebogen und Kurzinterview zu Themen wie Freizeit, Konsum, Zeitmanagement, „Chillen“ und Cliquenzugehörigkeit befragt wurden. Im Laufe der beiden Forschungstage konnten fast 80 Jugendliche befragt werden. Außerdem gab neben weiteren informativen Treffen die Gelegenheit zu einem Interview mit dem Bereichsleiter des Trägers der Mobilen Jugendarbeit.

Mit der Mall in Leonberg wurde auch eine weitere Form von Shopping Malls in die Untersuchung mit einbezogen. Neben der außerstädtischen Mall in Oberhausen, dem „CentrO“ mit einem über die Landesgrenzen hinausgehenden Einzugsbereich, welches relativ zielgerichtet durch Jugendliche aus ganz NRW besucht wird und der Städtischen Mall „Bilker Arcaden“ in Düsseldorf- Bilk, welche als einer von vielen Treffpunkten im Stadtgebiet dient, stellt das „Leocenter“ in einem Mittelzentrum wie Leonberg einen zentralen Treffpunkt für Jugendliche in der Stadt dar.

Die Gesamtauswertung wird nun zügig erfolgen und dann einen Beitrag leisten zur Erforschung eines bisher in Deutschland kaum untersuchten Phänomens der Veränderung öffentlicher Räume für Kinder- und Jugendliche und damit auch der sich verändernden Grundlagen für die Entwicklung der Sozialen Arbeit ist.

Link zum Bericht der Leonberger Kreiszeitung
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Weiteres Material:

Shopping Mall und McDonalds – neue Rückzugsräume für Jugendliche?

Vor dem Hintergrund der veränderten Ausgangsbedingungen des Aufwachsens nutzen Jugendliche heute neue (kommerzielle) Räume als Freizeit-, Ausweich- oder Rückzugsräume. Fastfood-Ketten wie McDonalds, aber auch die Shopping Malls gehören heute zu den bevorzugten Räumen von Kindern und Jugendlichen (in den klassischen öffentlichen Räumen wie Parks, Innenstädten etc. konkurrieren sie mittlerweile mit der wachsenden Gruppe von Senioren, die dort allseits präsent und wirkmächtig ist).
Für die Soziale Arbeit aber auch für die Bildungsinstitutionen ist bezüglich der eigenen Positionierung und der Platzierung von Angeboten besonders relevant, die Bedeutung der „neuen“ Räume der Jugendlichen und ihr Verhalten zu verstehen und daraus entsprechende Rückschlüsse zu ziehen. Die überschaubare Zahl von sozialpädagogischen Projekten in diesen Räumen (z.B. Mobile Jugendarbeit) verdeutlicht die Distanz zwischen den professionellen Fachkräften und den (häufig als reine „Kosumtempel“ betrachteten) Shopping Malls etc. Die Attraktivität dieser Räume für Jugendliche macht es jedoch unbedingt erforderlich, Forschungen zu betreiben, die deren Qualitäten (und die entstehenden Probleme) unter die Lupe nehmen, das Verhalten der Kinder und Jugendlichen in den „neuen“ Räumen zu verstehen und aktuelle Raumaneignungsstrategien zu begreifen um daraus Konsequenzen für die Soziale Arbeit zu ziehen, dies soll das Ziel der geplanten Untersuchung sein.

Methodische Umsetzung
Im Folgenden werden dazu Methoden aus dem Repertoire der qualitativen Sozialforschung vorgestellt, die als Aktionsforschung oder Feldforschung Kinder und Jugendliche als die Experten ihrer Lebenswelt sieht. Die Methoden sind gleichzeitig analytisch (um die Sicht der Jugendlichen zu erheben), animierend (aktivieren die Jugendlichen, machen Spaß) und in hohem Maße partizipativ (die Jugendlichen sind die Experten und werden entsprechend ernst genommen).

• Befragungen durch Fragebögen
• Begehungen mit Jugendlichen/Autofotografie
• Nadelmethode
• Experteninterviews mit Ladenbesitzern, Security-Personal, Verkäufer/-innen etc.
• Interviews mit Streetworkern und mobilen Angeboten, die Kontakt zum Raum „Shopping Mall“ haben

Einsatzbereiche der Feldphase:

• Bilker Arcaden, Düsseldorf;
• CentrO Oberhausen,
• Leo-Center in Leonberg bei Stuttgart

Forschungsteam:

Ulrich Deinet, Dr. rer. soc., Dipl.-Pädagoge, Professur für Didaktik/Methodik der Sozialpädagogik an der Fachhochschule Düsseldorf, Leiter der Forschungsstelle für sozialraumorientierte Praxisforschung und –Entwicklung; Mitherausgeber des Online-Journals „Sozialraum.de“. Arbeitsschwerpunkte: Kooperation von Jugendhilfe und Schule, Sozialräumliche Jugendarbeit, Sozialraumorientierung, Konzept- und Qualitätsentwicklung.
Kontakt: fspe@fh-duesseldorf.de >>

Sophie Thomas M.A., wissenschaftliche Hilfskraft in der Forschungsstelle für sozialraumorientierte Praxisforschung und -Entwicklung (FSPE) an der Fachhochschule Düsseldorf, FB 6 Sozial- und Kulturwissenschaften.
Kontakt: fspe@fh-duesseldorf.de >>

David Gilles, freier Mitarbeiter in der Forschungsstelle FSPE

Vetreter der FHD und der Stadt Leonberg stehen zusammen für ein Foto in dem LeoCenter in Leonberg.











Mehrere Personen stehen um Infomaterial zur Befragung herum. Ort: LeonCenter

Fotos: Sophie Thomas

Jugendliche bei der Befragung
Das Team (Sophie Thomas, David Gilles, Ulrich Deinet) und Vertreter von Träger und Stadt Leonberg